Warum ist die Lebenserwartung in Deutschland die niedrigste in Westeuropa?
Dr. med. univ. Markus Moser
Letzte Aktualisierung: 30. September 2024Lebenserwartung in Deutschland: Präventionsmedizin als Chance
Die Lebenserwartung in Deutschland liegt derzeit bei etwa 81 Jahren. Im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern wie Spanien, Italien oder Frankreich befindet sie sich hiermit unter dem Durchschnitt. Besonders auffällig ist, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Herzinfarkte und Schlaganfälle eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland sind.
Warum haben Länder wie Frankreich oder Italien niedrigere Sterberaten in diesen Bereichen? Eine Antwort liegt in der Präventionsmedizin und der richtigen Früherkennung.
Der Hauptgrund für die niedrige Lebenserwartung in Deutschland
In Deutschland sterben fast 40 % der Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Herzinfarkte und Schlaganfälle stehen dabei an erster Stelle. Diese Krankheiten sind auch in anderen westeuropäischen Ländern verbreitet, aber die Sterblichkeitsrate ist dort oft niedriger. Woran liegt das?
Ein wesentlicher Grund ist der mangelnde Fokus auf Präventionsmedizin. In Ländern wie Spanien und Frankreich sind regelmäßige Check-ups und Vorsorgeuntersuchungen weit verbreitet, was eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Herzproblemen ermöglicht. In Deutschland hingegen werden diese Vorsorgemaßnahmen oft vernachlässigt.
Präventionsmedizin als Schlüssel zur Herzgesundheit
Die Präventionsmedizin zielt darauf ab, Krankheiten wie Herzinfarkte und Schlaganfälle zu verhindern. Dabei spielen vor allem Prävention und Früherkennung eine entscheidende Rolle.
Wichtige Faktoren für eine bessere Herzgesundheit:
1. Aufklärung über Herzgesundheit: In vielen europäischen Ländern gibt es starke Aufklärungskampagnen über Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Vorteile präventiver Maßnahmen. In Deutschland fehlt es oft an ausreichender Information und Sensibilisierung.
2. Regelmäßige Check-ups: Herz-Check-ups und Vorsorgeuntersuchungen helfen, Risikofaktoren wie Bluthochdruck, hohen Cholesterinspiegel oder Diabetes frühzeitig zu erkennen. In Deutschland sollten diese Untersuchungen stärker gefördert und häufiger wahrgenommen werden.
3. Gesunder Lebensstil: Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf Nikotin sind entscheidende Faktoren. In Ländern wie Italien und Spanien, wo die mediterrane Diät weit verbreitet ist, sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen weniger häufig.
Ganzheitliche Kardiologie und Psychokardiologie in Berlin
Ganzheitliche Kardiologie verbindet körperliche und psychische Gesundheit, um eine optimale Herzgesundheit zu erreichen. Ein Bereich, der in Deutschland oft unterschätzt wird, ist die Psychokardiologie. Stress, Depressionen und Angstzustände können die Herzgesundheit negativ beeinflussen, indem sie das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöhen.
In meiner Privatpraxis für Kardiologie in Berlin biete ich psychokardiologische und integrative Ansätze zur Behandlung von Herzproblemen, bei denen sowohl der körperliche als auch der psychische Zustand des Patienten berücksichtigt werden.
4 Gründe für die bessere Lebenserwartung und Herzgesundheit in anderen Ländern:
Ein Vergleich der Herzgesundheit und der Präventionsmaßnahmen in verschiedenen Ländern zeigt deutlich, dass Deutschland in Bezug auf die Vorsorge noch hinterherhinkt. Die Frage ist: Warum sind andere Länder erfolgreicher in der Herzprävention?
- Ernährung: Länder wie Italien und Spanien profitieren von der mediterranen Ernährung, die reich an ungesättigten Fettsäuren und Antioxidantien ist. In Deutschland hingegen ist die klassische Mahlzeit oft weniger ausgewogen und enthält mehr verarbeitete Lebensmittel.[1] Hierzulande sind demnach 16,9 Prozent der Erwachsenen fettleibig[2]. Der EU-Durchschnitt liegt bei 15,9 Prozent. In Italien liegt der Anteil adipöser Menschen bei gerade einmal 10,7 Prozent.
- Genussmittel: Weltweit rauchen immer weniger Menschen[3]. Anders in Deutschland: Hier stiegen die Zahlen seit dem Ende der Corona-Pandemie wieder an. Rund 20 Millionen Menschen rauchen regelmäßig Zigaretten. Auch der Alkoholkonsum der Deutschen ist relativ hoch. Demnach konsumiert jeder Deutsche über 15 Jahre statistisch gesehen 10,6 Liter reinen Alkohol pro Jahr.
- Stress: In vielen westeuropäischen Ländern ist der Lebensstil entspannter und weniger stressbeladen, was die Herzgesundheit positiv beeinflusst. In Deutschland führen stressige Arbeitsbedingungen oft zu einem höheren Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle.
- Stärkere Präventionskultur: In Ländern wie Frankreich und Spanien sind Vorsorgeuntersuchungen stärker in die Kultur eingebunden. Diese regelmäßigen Check-ups helfen, Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
[1] Mediterrane Ernährung für ein gesundes Herz | Herzstiftung
[2] Eurostat: 3-20102016-BP-DE.pdf (europa.eu)
[3] WHO Report 2023
Prävention und Check-ups als Schlüssel für ein langes Leben?
Die niedrigere Lebenserwartung in Deutschland ist eng mit der hohen Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Die Früherkennung von Herzproblemen und ein ganzheitlicher Ansatz in der Kardiologie könnten dazu beitragen, die Lebenserwartung zu steigern. Regelmäßige Check-ups spielen eine entscheidende Rolle, um Herzkrankheiten frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Präventive Maßnahmen, die Integration von psychischer Gesundheit in die Herz-Kreislauf-Therapie und eine gesunde Lebensweise sind der Schlüssel für eine längere Lebenserwartung und eine bessere Herzgesundheit.
Quellenangaben:
- Statistisches Bundesamt Deutschland, „Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland“, www.destatis.de
- Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, „Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Zahlen und Fakten“, www.dgk.org
- European Heart Network, „Cardiovascular Disease Statistics in Europe 2022“, www.ehnheart.org
Häufige Fragen zur Lebenserwartung in Deutschland
Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland liegt bei 81 Jahren.
Mögliche Gründe dafür, dass die Lebenserwartung in Deutschland im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern niedriger ist, sind, dass die Präventionskultur schwächer ausgeprägt ist, die Ernährung weniger ausgewogen ist und es höhere Raten von Fettleibigkeit, Rauchen und Alkoholkonsum gibt. Außerdem führt der stressigere Lebensstil zu einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Über den Autor:
Liebe Leserinnen und Leser, mein Name ist Dr. med. univ. Moser und als Kardiologe in Berlin Mitte verfolge ich bei meinen Patientinnen und Patienten einen ganzheitlichen, psychokardiologischen Ansatz. So wird neben körperlichen Aspekten ergründet, ob auch seelische bzw. psychische Faktoren für auftretende Symptome verantwortlich sein könnten. Über einen Klick auf den nachfolgenden Button erhalten Sie weitere Informationen zu meiner psychokardiologischen Praxis.
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