Der Herzinfarkt: Mögliche Symptome
Dr. med. univ. Markus Moser
Letzte Aktualisierung: 30. Juli 2024Herzinfarkt Anzeichen frühzeitig erkennen
Bei einem Herzinfarkt handelt es sich um eine akute lebensbedrohliche Situation. Umso wichtiger ist es, die auf einen Herzinfarkt hindeutenden Warnsignale richtig einzuschätzen und dementsprechend zu handeln.
In dem nachfolgenden Artikel erhalten Sie einen Überblick zu den wichtigsten Symptomen bei einem Herzinfarkt. Hierbei wird auch spezifisch auf die Unterschiede der Symptome verschiedener Risikogruppen eingegangen.
Typische Herzinfarkt Symptome
Beim Auftreten eines Infarktes wird der Herzmuskel aufgrund eines akuten Verschlusses von mindestens einem der drei Herzkranzgefäße nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Das führt zu einem Untergang (Zelltod) der Herzmuskelzellen in diesem Bereich. Abgestorbene Zellen können somit nicht mehr ersetzt werden. Es kommt dann zu ausgeprägten Symptomen, z.B.
Massive Schmerzen in der Brust
Hierbei handelt es sich um massive, noch nie da gewesene Schmerzen in der Brust (man nennt das auch den Vernichtungsschmerz). Dieser Schmerz kann jedoch auch in den Hals, in den linken Arm, in den Rücken oder in den Oberbauch ausstrahlen.
Kreislaufbeschwerden und Panik
Zudem kommen Übelkeit, Erbrechen, Kaltschweißigkeit, Luftnot, Angst und Panik hinzu.
Plötzlicher Herztod
In sehr schweren Fällen kommt es sogar zum plötzlichen Herztod.
Herzinfarkt Symptome bei verschiedenen Patientengruppen
Es gibt unterschiedliche Symptome, die auf einen Herzinfarkt hindeuten können. Diese können individuell auftreten und hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel den Vorerkrankungen, dem Alter oder dem Geschlecht.
Frauen zeigen andere Beschwerden als Männer, das ist mittlerweile bekannt und wird in der Gender Medizin weiter erforscht. Frauen haben in Deutschland aber immer noch eine höhere Sterblichkeit beim Herzinfarkt als Männer[1], was an einer Unkenntnis der Symptome aller Beteiligten zu liegen scheint. Gute Informationen können Krankheit vorbeugen![2]
Symptome bei Männern
Bei Männern treten häufig (die für uns) klassischen Herzinfarkt-Symptome auf. Das bedeutet, man spürt plötzlich sehr starke Brustschmerzen verbunden mit einem deutlichen Engegefühl, oft über mehrere Minuten. Dieser Schmerz kann auch in andere Körperbereiche ausstrahlen, wie z.B. Arme, Rücken oder Hals. In der Regel sind dies Schmerzen, wie man sie so noch nie erlebt hat. Entscheidend ist, dass sofort der Notruf angerufen wird, damit keine wertvolle lebensrettende Zeit verschwendet wird.
Symptome bei Frauen
Frauen haben im Vergleich zu Männern in der Regel „andere Beschwerden“, wie z.B. Oberbauchbeschwerden, Rückenschmerzen, Müdigkeit oder grippeähnliche Symptome. Auch Übelkeit, Angstschweiß und Atemnot können zu den Symptomen zählen, die einen Herzinfarkt bei Frauen anzeigen. In jedem Fall sollte bei diesen Symptomen, vor allem wenn diese einen noch nie dagewesenen Charakter aufweisen und zu einer sehr großen Angst führen, sofort der Notarzt gerufen werden.
Symptome bei älteren Menschen
Bei älteren Menschen können sich die Herzinfarkt-Symptome häufig abgeschwächt und atypisch darstellen. Bei dieser besonders vulnerablen Patientengruppe stehen z.B. Kurzatmigkeit sowie Schmerzen im linken Arm im Vordergrund. Diese Symptome werden deshalb oft nicht richtig erkannt, weil aufgrund der Vorerkrankungen diese Symptome falsch gedeutet werden.
Menschen mit erhöhtem Herzinfarkt-Risiko
Diabetiker haben nicht nur ein deutlich erhöhtes Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen, sie spüren aufgrund ihrer Polyneuropathie (Erkrankungen des Nervensystems) die Brustschmerzen oft abgeschwächter oder sogar überhaupt nicht. In einzelnen Fällen kann so ein Herzinfarkt erstmal unbemerkt bleiben; man spricht auch von einem stummen oder stillen Infarkt. Hier ist das Augenmerk vor allem auf andere Symptome wie Atemnot und Beklemmung zu richten.
Das individuelle Risiko für einen Herzinfarkt ergibt sich aus der Summe der einzelnen Risikofaktoren, wie z.B. Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes, Übergewicht, Bewegungsmangel, erhöhte Blutfette und einer familiären Belastung (koronare Herzkrankheit).
Psychische Faktoren spielen hierbei eine große Rolle: Es gilt als belegt, dass psychischer Stress, Depression und Angst das Risiko für eine Herzerkrankung massiv erhöhen.[3][4] Umgekehrt kann aber auch ein Herzinfarkt im Nachhinein eine Depression bzw. Angststörungen hervorrufen, was es bei der Nachsorge unbedingt zu beachten gilt, um die Genesung zu verbessern.
Bei Risikopatienten ist die Primärprävention die beste Option, um ein sogenanntes kardiales Ereignis (Herzinfarkt, Schlaganfall, etc.) zu vermeiden. Ein Herz Check-up ermöglicht uns hier die Feststellung des gesundheitlichen Status quo und daraus werden weitere Maßnahmen (Raucherentwöhnung, Gewichtsreduktion, Stressreduktion, medikamentöse Therapie des Blutdrucks, etc.) abgeleitet.
Man kann es gar nicht oft genug betonen, wie wichtig das eigene Engagement ist, um einen gesünderen Lebensstil zu führen. Der Arzt steht in erster Linie als unterstützender Begleiter, Ratgeber und Seelsorger zur Seite.[5]
Was bei Herzinfarkt-Anzeichen tun ist
Rufen Sie sofort einen Notarzt. Der kann vor Ort mittels eines EKGs einen großen Infarkt ausschließen bzw. bei der Bestätigung des Verdachtes alle notwendigen Schritte einleiten, sodass so wenig wie möglich irreparable Schäden am Herzmuskel entstehen.
Häufige Fragen zum Thema Herzinfarkt
Ein Herzinfarkt kündigt sich oft durch starke Brustschmerzen an, die in den Hals, Arm, Rücken oder Oberbauch ausstrahlen können. Weitere Symptome sind Übelkeit, Erbrechen, Kaltschweißigkeit, Luftnot, Angst und Panik. In schweren Fällen kann es zu einem plötzlichen Herztod kommen.
Ein Herzinfarkt äußert sich bei Frauen oft durch atypische Symptome wie Oberbauchbeschwerden, Rückenschmerzen, Müdigkeit oder grippeähnliche Symptome. Auch Übelkeit, Angstschweiß und Atemnot können Anzeichen sein. Bei diesen Symptomen, insbesondere wenn sie ungewöhnlich stark sind, sollte sofort der Notarzt gerufen werden.
Um einen Herzinfarkt vorzubeugen, sollten Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel auf ein vermieden werden. Psychischer Stress, Depressionen und Angst können ebenfalls das Risiko eines Herzinfarkts erhöhen und sollten von daher auf ein Minimum reduziert werden. Regelmäßige Herz-Check-ups und ein gesunder Lebensstil sind entscheidend, um einem Herzinfarkt bestmöglich vorzubeugen.
Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt sollten Sie sofort einen Notarzt anrufen. Dieser kann mit einem EKG vor Ort einen Herzinfarkt ausschließen oder bestätigen. Bei Bedarf kann dieser notwendige Maßnahmen einleiten, um irreversible Schäden am Herzmuskel zu minimieren.
Quellenangaben
[1] Kuehnemund, L., Koeppe, J., Feld, J., Wiederhold, A., Illner, J., Makowski, L. Gerss, J., Reinecke, H., Freisinger, E. (2020). Gender disparities in management und treatment in acute myocardial infarction – a German nationide real-life analysis. European Heart Journal, Volume 41
[2] Deutsches Ärzteblatt (Hrsg.). (2020). Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen häufig unbeachtet.Zugriff am 05. Juni 2022 unter:https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/118425/Geschlechtsspezifische-Unterschiede-bei-Herz-Kreislauf-Erkrankungen-haeufig-unbeachtet
[3][4] Ladwig, K.-H., Lukaschek, K. & Kuhn, B. (2015). Psychosoziale Risikofaktoren des akuten Myokardinfarkts. Aktuelle Kardiologie 2015; 4(06), 362-265.
[5] Rattner, J. & Danzer, G. (1997). Medizinische Anthropologie-Ansätze einer personalen Heilkunde. Frankfurt am Main: Fischer Verlag.
Über den Autor:
Liebe Leserinnen und Leser, mein Name ist Dr. med. univ. Moser und als Kardiologe in Berlin Mitte verfolge ich bei meinen Patientinnen und Patienten einen ganzheitlichen, psychokardiologischen Ansatz. So wird neben körperlichen Aspekten ergründet, ob auch seelische bzw. psychische Faktoren für auftretende Symptome verantwortlich sein könnten. Über einen Klick auf den nachfolgenden Button erhalten Sie weitere Informationen zu meiner psychokardiologischen Praxis.
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